Medienkompetenz 2.0?

Die Zeit des reinen Anschauens und Lesens von Inhalten im Netz ist offensichtlich vorbei, hat die Staatskanzlei von Nordrhein-Westfalen erkannt. In zwei kürzlich durchgeführten Workshops — einem für Anwender und einem für Experten — wurden verschiedenste Themen referiert, von Qualitätssicherung in Wikis über Datensicherheit und Datenschutz bis hin zu Podcasts als Bürgerfunk. Als klare Konsequenz aus allem ergab sich offensichtlich, dass die Vermittlung von Medienkompetenz ein vorrangiges Ziel für die politische Arbeit sein müsse. Der Bericht im Magazin media|NRW erscheint jedenfalls unter der Überschrift „Medienkompetenz 2.0“ in NRW.

Nun ist ja Medienkompetenz ein Begriff, der bereits eine lange Geschichte mit sich herumschleppt (Hans Magnus Enzensberger gehört zu den frühen Gestalten, die diesen Begriff prägten). Der heute brodelnde Teil der Medienlandschaft ist indes das Web, denn dort spielen sich all die neuartigen Dinge ab, die in stetig zunehmendem Maße die Gesellschaft beeinflussen. Deshalb bezeichnen wir das, was im erwähnten Artikel als „Medienkompetenz 2.0“ bezeichnet wird, hier einfach als Webkompetenz 😉

Webkompetenz hat jedoch die gleichen Ziele wie Medienkompetenz allgemein, eben nur auf den Umgang mit dem Web bezogen. Die Ziele sind:

  • Sich im Web selbstständig zurechtfinden zu können, also die verschiedenen (auch neueren) Möglichkeiten zum Suchen nach Inhalten zu kennen und richtig einzusetzen.
  • Sich bewusst mit Inhalten auseinandersetzen zu können, also das Vermischen von Tatsachen und Meinung zu erkennen, verschiedene Darstellungen zu vergleichen, oder den Unterschied zwischen Humor und Ernst zu erkennen.
  • Sich angemessen reagierend beteiligen zu können, also Kommentarfunktionen, Diskussionsforen und ähnliche Möglichkeiten so zu nutzen, dass Kommunikation dadurch gefördert und nicht zerstört wird.
  • Bei Interesse selbst zum Inhaltsproduzenten werden, etwa durch einen eigenen Blog, durch einen eigenen Podcast oder auch durch eine herkömmliche Webpräsenz, und sich über die Verantwortung bewusst zu sein, die damit verbunden ist.

In jedem Fall darf es als begrüßenswerter Vorstoß gewertet werden, den das Land Nordrhein-Westfalen da unternommen hat. Denn insgesamt sieht es, was Politik und Web 2.0 betrifft, eher noch lau aus.