Am Anfang waren die dummen Terminals -— Arbeitsstationen mit tristen, unscharfen, strahlungsreichen Minibildschirmen, ohne eigene CPU und ohne eigene Datenspeicher. Alles, was Programme erledigten und speicherten, fand auf zentralen Rechnern statt. Wer am Bildschirm etwas tun wollte, musste sich am Zentralrechner anmelden und durfte dann einen kleinen Anteil der kostbaren CPU-Zeit des Zentralrechners nutzen.
Im Laufe der 80er Jahre sorgten jedoch Hersteller wie Apple, Atari, Commodore, IBM und andere für den Durchbruch der Personal Computer (PCs). Die wichtigste Metapher dieser Rechnergattung wurde der Desktop, also der ganz persönliche Schreibtisch, mitsamt seiner höchstpersönlichen (Un)aufgeräumtheit, seinen Schublädchen und Ordnern, Accessoirs und dem Hintergrundbild der Schreibunterlage. Zunächst als teuere Spielcomputer verschrieen, wurden die PCs spätestens seit der Zeit ernst genommen, als sie auch Desktop Publishing ermöglichten.
Immer mehr Anwender moderner PCs nehmen ihren PC-Desktop jedoch kaum noch wahr. Sobald sie vor dem Bildschirm sitzen, gehen sie online. Was an ihren Bildschirmen geschieht, ist vorwiegend das Ergebnis der Interaktion zwischen Client-Anwendungen für Internetdienste, also Browsern, Mailprogrammen, Spiele-Clients usw., und den entsprechenden Servern im Internet. In ihren frühen Online-Jahren war „Download” der Inbegriff ihrer Netzaktivitäten. Auch heute ist das bei den meisten Netzneulingen noch so. Doch mit der Online-Erfahrung und dem Herauswachsen aus der Säuglingsphase wandelt sich das Verhalten. Es wächst vor allem der Mut, Daten im Internet zu lassen. Um Fachwissen nachzuschlagen, werden Originaladressen im Web aufgerufen, statt Offline-Versionen von Dokumentationen zu verwenden. E-Mails bleiben auf dem IMAP-Server oder auf dem Server des Webmail-Anbieters. Viele neuere Services von Google treiben diese Tendenz weiter voran: so etwa Google Kalender, Notebook, Docs, Web-Alben, Videos und Bookmarks.
Das Verhältnis zwischen den PCs und den Rechnern, auf die sie im Internet zugreifen, ist heute kein Verhältnis zwischen dummen Terminals und Zentralrechner mehr. PCs bieten genügend Leistung für anspruchsvolle Client-Anwendungen, und speziell im Web, das ja eigentlich nur ein Internetdienst unter etlichen anderen ist, entstehen mehr und mehr komplexe server-seitige Anwendungen. Was wir derzeit erleben, ist, dass vor allem hochentwickelte Web-Clients (moderne Browser) in Verbindung mit breitbandigen, flat-tarifierten Internetzugängen mit ebenfalls hochentwickelten Webanwendungen interagieren. Dabei wird immer mehr Rechenzeit von den Servern abverlangt, und immer mehr Daten werden den Servern dauerhaft anvertraut.
Diese Entwicklung wird allerdings auch argwöhnisch betrachtet. So können etwa Daten, die auf Rechnern von Providern bleiben, ganz schnell und möglicherweise ohne Vorwarnung verloren gehen, wenn der Provider über Nacht insolvent wird. Das betrifft vor allem Services, die kostenlos und ohne genau definierte vertragliche Zusicherungen in Anspruch genommen werden. Auch der Datenschutz hat beim Trend zur Server-Ablage von Daten nicht gerade Priorität. Häufig sind brisante, persönliche Daten nur durch ein einfaches Passwort vor öffentlichem Zugriff geschützt. Darüber hinaus sind persönliche, im Netz gespeicherte Daten eine gut verkäufliche Ware, weil sie ermöglichen, gezielte Interessens- und Nutzungsprofile von Personen zu erstellen.
Ob die Insolvenz des Providers allerdings wahrscheinlicher ist als eine versehentliche Löschaktion am eigenen Rechner, sei dahin gestellt. Und auch Download-Daten, also etwa E-Mails, die von einem herkömmlichen Pop3-Postfach zum Mailprogramm übertragen werden, sind in aller Regel ungeschützt. Ein seriöser Risikovergleich muss also genau definierte Szenarien beschreiben. Die Entwicklung geht ungeachtet dessen ohnehin ihren Weg weiter, und wahrscheinlich ist die Zeit sinnvoller damit investiert, sich über die Risikominimierung bei Services wie Webmail oder den oben genannten Google-Services Gedanken zu machen.