Die ideale SocialMedia-Plattform – ein quasi-staatliches Gebilde?

Derzeit konkurrieren im Bereich #SocialMedia zwei Modelle. Wobei es wohl leicht übertrieben ist, von Konkurrenz zu sprechen. Das eine Modell – die zentral von kommerziellen Anbietern betriebenen Plattformen wie #Facebook, #Instagram oder #Twitter – machen derzeit etwa 99,8% des SocialMedia-Betriebs aus. Das andere Modell, also die verbleibenden 0,2%, besteht in den gegenwärtigen dezentralen Netzwerken von Fediverse und Federation.

Dass die kommerziell betriebenen, zentralen Plattformen eklatante Mängel haben, wissen auch die meisten User, die dort täglich verkehren. Dennoch schaffen es die Netzwerke von #Fediverse und #Federation nicht, diese eigentlich unzufriedenen User scharenweise in die Freiheit zurückzuholen. Warum? Zum einen, weil die Musik halt woanders spielt, weil man in den „Dezentralen“ kein „Influencer“ sein kann, weil dort nichts „trendet“, weil man dort keinen Jackpot knacken kann und mit einem harmlosen Tweet als ganz normaler User plötzlich ein Millionenpublikum erreicht, weil das Ding durch die Decke geht.

Dazu kommt aber noch ein anderes Problem. Hätten die dezentralen Netzwerke tatsächlich den Zuspruch, den sie verdienten, würden sie auch die gleichen Probleme bekommen wie die großen, kommerziellen Plattformen: massenweise Hate-Speech, Bots, und juristisch problematische Inhalte. Nur, dass es dort gar keine nennenswerten Kontroll-Instanzen für so was gibt. Keine im Verborgenen arbeitenden, bezahlten Heere von Delete-Trupps wie bei Facebook. Keine Melde-Funktion, nichts. Das Ganze würde in tausenden von teueren Klagen gegen kleine Pod/Hub/Knoten-Betreiber enden und zum Ruin von deren idealistischen Angeboten führen.

Der „Netz-Philosoph“ Michael Seemann hat sich dazu einige Gedanken gemacht. Eigentlich wünscht er sich auch eine nicht-kommerziell, dezentral organisierte SocialMedia-Kommunikation. Aber eine, die den politischen und juristischen Anforderungen auf dem Level einer 9- oder 10stelligen User-Basis gewachsen ist. Dazu stellt er sich ein mehrschichtiges Modell vor:

1. einen freien Markt von Client-Software, die die Protokolle des Networks beherrscht. Keine Zwänge, bestimmte Clients nutzen zu müssen, freier Zugang zu den und freie Dokumentation der Protokolle, so dass Entwickler alle Freiheiten haben, am Client-Markt neue Ideen zu realisieren.

2. föderierte Instanzen, die via Protokoll in der Lage sind, SocialMedia-Aktivitäten instanzübergreifend zu ermöglichen – Seemann wählt dafür den Begriff „Hub“ – der Punkt geht also an Hubzilla.

3. und hier wirds interessant: ein „Zen­tra­les Meta-Governance“. Was das genau sein soll, erfahrt ihr, wenn ihr den ausführlichen Artikel selber lest:

Dezentrale SocialMedia-Habitate als Hoheitsgebiet – ist so etwas möglich?

Gestapelte Demokratie

Wer die Vorteile der großen Plattformen erhalten will, muss die verschiedenen Reformideen kombinieren: User-Räte, zentrales Meta-Governance, föderierte Instanzen. Eine Anleitung.

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