So grün das Gras, so braun die Erde darunter

Bereits in den 80ern, als die Grünen als Bewegung und später als Partei entstanden, hatte ich ein ambivalentes Verhältnis dazu. Einerseits waren sie antikapitalistisch, friedensbewegt, umweltbewusst und gegen kleinbürgerlichen Materialismus. Aber andererseits waren sie oft auch schon früh erkennbar technikfeindlich, auf mir unangenehme Weise anti-individualistisch und – irgendwie – schnell auch mal „völkisch“. Es ist die Ambivalenz zwischen der guten Sache hinter „alles aus lokalem Anbau“ und der problematischen hinter „wir wollen keine fremden Einflüsse hier“. Diese „grün-braune Ambivalenz“ ist tatsächlich sehr gefährlich. Denn sie kann sich auch in ein und derselben Person abspielen. Aus einem jungen, ehrlichen Geist, der sich nach einer lebenswerteren, gerechteren und menschlich wärmeren Welt sehnt, kann unter entsprechendem Einfluss schnell ein Anhänger genau der abstrusen Verschwörungstheorien werden, aus denen der Nationalsozialismus entstand. Wenn heute junge Menschen in zünftigen Wollpullovern billige, leerstehende Häuser auf dem Land kaufen und neu bewirtschaften, sollte man durchaus genauer hingucken. Hier hat der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) mal sauberen Investigations-Journalismus inklusive Undercover-Methoden betrieben:

Grüner Garten, brauner Boden
Die Siedler der „Anastasia“-Bewegung sehen aus wie Öko-Aussteiger, doch bei so manchem verbirgt sich hinter der grünen Fassade eine völkische, braune Ideologie. In Deutschland hat die Bewegung ca. 800 Anhänger, die sich in ländlichen Regionen ausbreiten. Die Anführer pflegen Kontakte zu Reichsbürgern, Holocaust-Leugnern und Anhängern der Identitären Bewegung.

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