Donaudampfschifffahrts…

Die deutsche Sprache ist bekanntlich wortreicher als andere. Das liegt aber vor allem an der Möglichkeit, Substantive so ziemlich beliebig zusammensetzen zu können, woraus dann inspirierende oder auch lächerliche Wortungetüme entstehen. In anderen Sprachen werden solche Begriffe einfach in mehrere Wörter aufgelöst, mit passenden Genitivkonstuktionen. Die zählen dann eben nur eben nicht als ein Wort.

Derzeit kursiert auf Twitter wieder mal ein Mem zu diesem Thema. Ausgangspunkt ist ein Einleitungssatz (hey, das hier sind auch so Wortdinger: „Ausgangspunkt“, „Einleitungssatz“) aus Wikipedia zum Begriff Volkswirtschaftslehre. Der Ausgangssatz, also der Einleitungssatz (hey …), lautet:

Die Volkswirtschaftslehre (auch Nationalökonomie, Wirtschaftliche Staatswissenschaften oder Sozialökonomie, kurz VWL), ist ein Teilgebiet der Wirtschaftwissenschaft“

https://de.wikipedia.org/wiki/Volkswirtschaftslehre

Bei mir macht Googe Translator nicht ganz das gleiche daraus wie im kursierenden Screenshot unten, sondern folgendes:
„The economics (also national economics, economics or social economy, in short VWL), is a sub-area of economics“.
Es ist aber auf jeden Fall deutlich erkennbar, dass der Übersetzer mit den deutschen Wörtern überfordert ist. Was aber auch daran liegen mag, dass dort Fachbegriffe angewendet werden, die der Translator einfach nicht kennt und berücksichtigt. Was er aber eigentlich mal irgendwann tun sollte, wenn er auf die Dauer mehr als ein Belustigungstool sein möchte.

Was ich daraus jedoch nicht ableiten kann, ist dieses typisch überhebliche Wir-haben-ja-so-eine-reichere-Sprache-Getue. Erstens kennen auch andere Länder mit anderen Sprachen so Sachen wie den Unterschied zwischen Volks- und Betriebswirtschaft, und zweitens ist Bedeutungsreichtum nicht mit der Menge von verfügbaren Wörtern messbar. Bedeutungsreichtum entsteht immer nur aus der erweiternden Kombination einfacher und gewöhnlicher Wörter. Ob das mit deutschen Substantivmonstern oder (was ich viel transparenter finde) mit Hilfe von Genitiv- oder ähnlichen Gebilden konstruiert wird, tut nichts zur Sache.

Fakt ist zwar, dass die deutsche Sprache vor allem im juristischen Bereich eine organisierte Begriffsvielfalt geschaffen hat, die ziemlich bemerkenswert und weltweit vorbildhaft ist. Aber das ist kein besonderes Verdienst der Sprache, sondern eher eines deutscher Rechtsgelehrter.

Übersetzen lässt sich alles, in fast alle Sprachen. Aber dem Google Translator fehlt da noch vieles, wie auch vielen anderen Auto-Übersetzern. Für mich sind die Dinger auch immer so eine Art Pegel dafür, wie weit es mit der KI tatsächlich ist bislang. Angesichts üblicher Übersetzungsergebnisse von Google Translator kann ich da nur sagen: „eher bescheiden bislang“.