Den Westen gibts nicht mehr

Den Westen gibts nicht mehr, und das sei schlichtweg undenkbar, meinte heute im TV-Morgenmagazin irgendso ein interviewter, armseliger, beschränkter Atlantikbrückenvertreter. Er tat mir fast leid. Aber andererseits war ich regelrecht glücklich, ihn so leiden zu sehen mit seinem offenbar nie hinterfragten Weltbild. Zugegeben, ich weiß auch nicht, wohin das führen wird mit diesem Trump. Er hat Ansichten, die man ganz genau im Auge behalten muss, und vielleicht ist er tatsächlich der Verrückte, der demnächst die Welt in einem aus gekränkter Eitelkeit befohlenen atomaren Showdown begräbt. Aber was für eine Erfrischung gegenüber der imperialistischen Alternative der sogenannten „Demokraten“! Noch mehr Truppenverstärkung an der russischen Grenze, noch mehr Provokation – vielleicht, wahrscheinlich irgendwann zu viel. Und dann? Ebenfalls Krieg, und am Ende Showdown. Nur langsamer. Und all die widerlichen Lügen, das ganze Gespinst aus Tendenzmeldungen und Zurechtbiegungen, das in den letzten zwei, drei Jahren so dermaßen schamlos geworden ist, dass allerortens Menschen auf die Barrikaden gingen dagegen und als Nachrichtenmedien getarnte „Verlautbarungsmedien“ in weiten Teilen der Bevölkerung für unbestimmte Zeit in absolute Ungnade gefallen sind. Nein, kein Winkewinke für den scheidenden Präsidenten. Das war – zumindest außenpolitisch – ein ganz Übler, gegen den nur niemand was zu sagen wagte, weil er ja der erste schwarze Präsident war. Wir haben nur Glück gehabt, dass seine verschärfte Nachfolgerin, gegen die man ja ebenfalls nichts hätte sagen können, weil sie die erste weibliche Präsidentin gewesen wäre, nicht autorisiert wurde, diesen Irrsinn fortzuführen. Die Geschichtsschreibung wird es richten. Nicht, dass ich auch nur einen Hauch für Sympathie für den „Neuen“ und seine Föhnfrisur hätte. Aber er wird hoffentlich dringend notwendige Erosionen bewirken. Und das ist durchaus eine sehr „linke“ Position, nämlich der Wunsch, dass der US-amerikanische Imperialismus, der über die letzten zwei, drei Jahrzehnte lang immer dominanter und unverhohlener wurde, nun ein Ende hat bzw. in einer Rückbesinnung auf inländische Erfordernisse mündet. Eine Chance für Europa und viele andere Weltregionen, aufzuatmen und sich neu zu orientieren. Nichts ist ewig, auch „Der Westen“ nicht.